Die wichtigsten Tipps für Mitarbeitergespräche
Worauf Führungskräfte achten sollten
Viele Führungskräfte empfinden Mitarbeitergespräche lediglich als ein notwendiges Übel, das durchgeführt werden muss, damit endlich das nervige Jammern aufhört: „Chef, wann haben Sie denn mal Zeit für mich? Sie hören mir ja nie zu!“ Natürlich hört er nicht zu, unsere Führungskraft, die wir an dieser Stelle einfach mal „Herr Dr. Weissichschon“ nennen wollen. Denn, statt zu arbeiten, wollen seine Mitarbeiter immer nur reden, reden, reden. Und während Dr. Weissichschon eine halbe Stunde seiner wertvollen Zeit opfert, nölen die Angestellten nur rum.
Wenn sie ihm schließlich gegenübersitzen, geht es auch gleich los: Es passt ihnen das nicht und jenes, sie möchten hier etwas ändern und dort. Dann reden sie sogar noch von Dingen wie „Betriebsklima, das verbessert werden sollte“. Falls es besonders dumm kommt, besitzen sie außerdem noch die Frechheit, seine Autorität infrage zu stellen, indem sie allen Ernstes vorschlagen, „mal wieder gemeinsam zu Kunden zu fahren“.
Mitarbeitergespräche? Nein danke!
Wer jammern will, soll das gefälligst nach der Arbeit machen. Herr Dr. Weissichschon hat schließlich einen Betrieb zu führen, oder eine Abteilung, und die läuft ohnehin nicht so gut derzeit.
Kennen Sie das? Als Arbeitnehmer? Oder sogar als Führungskraft?
Fühlen Sie sich in Mitarbeitergesprächen auch oft von ihren Leuten von einem Problem zum nächsten getrieben? Wenn ja, dann sollten sie sich fragen, warum das der Fall ist.
Wert erhöhen und Kosten senken
Mitarbeitergespräche gehören wahrscheinlich zu den schwierigsten Aufgaben für Team-Leiter, gleichzeitig zählen sie zu den wichtigsten Instrumenten, die Führungskräfte besitzen, um ihr Team zu loyalen und motivierten Leistungsträgern zu entwickeln.
Loyalität erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen und verhindert unerwünschte Kündigungen. Motivation gilt als Motor der Leistungsbereitschaft. Beide Faktoren senken die Kosten und erhöhen den Wert Ihrer Firma. Genau diese Werte sind es, die Sie, als Führungskraft, tagtäglich beschäftigt.
Sie sind also gut damit beraten, qualitativ hochwertige Mitarbeitergespräche durchzuführen.
Die wichtigsten Tipps für erfolgreiche Mitarbeitergespräche
Werden Sie sich zuerst über das Ziel im Klaren, das Sie mit einem solchen Gespräch erreichen wollen.
Möchten Sie den Mitarbeiter motivieren oder ist es notwendig, ihm Grenzen aufzuzeigen?
Was planen Sie in diesem Gespräch zu erzielen und in welchem Verhältnis steht dieses Treffen zum Metaziel, also dem langfristigen Entwicklungskonzept des Mitarbeiters?
Dann sollten Sie wissen, welchem Mitarbeitertyp Sie gegenübersitzen, denn davon hängt die Menge Ihrer Ressourcen ab, die Sie investieren werden.
Zur Einschätzung des Mitarbeitertyps empfehle ich die 4WK-Methode. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie HIER.
Schließlich orientiert sich ihr Gesprächsaufbau am Motivationstyp, den Sie vor sich haben. Eine Übersicht über die Einteilung der Motivationstypen nach Prof. Dr. Werner Correll gibt es auf meiner Homepage unter Enerforce-Leadership®.
Bevor Sie in das Gespräch einsteigen, empfehle ich immer, sich die Gesprächsziele zu notieren und sämtliche Unterlagen griffbereit zu halten.
Wollen Sie mit einem Verkaufsmitarbeiter über seine Umsatzentwicklung reden, dann nehmen Sie am besten die entsprechenden Statistiken und Analysen mit. Ansonsten kann Ihnen passieren, dass der Mitarbeiter die Richtigkeit der zitierten Werte in Frage stellt und das ganze Gespräch muss eventuell sogar verschoben werden.
Begrüßen Sie Ihr Gegenüber immer wertschätzend, das bedeutet: Augenkontakt aufnehmen, Lächeln, die Hand reichen.
Im Laufe der Jahre durfte ich hier die abenteuerlichsten Dinge erleben, also wundern Sie sich nicht, weshalb ich diese scheinbare Banalität auf Papier bringe.
Beginnen Sie das Mitarbeitergespräch mit einem kurzen Smalltalk. Er hilft, etwaige Spannungen abzubauen. Außerdem können Sie so, falls Sie Erfahrung im richtigen Lesen der Körpersprache besitzen, oder eine Ausbildung in Enerforce-Leadership® absolviert haben, den Basiszustand feststellen.
Nachdem Sie zum eigentlichen Thema dieses Treffens übergeleitet haben, sollten Sie immer auf die nonverbalen Signale Ihres Gegenübers achten. Es macht nämlich wenig Sinn, wenn Sie ihn überfordern, oder er sich plötzlich in einem Konflikt befindet.
Wir „verlieren“ Menschen in Gesprächen schneller, als wir oftmals realisieren. Solche Besprechungen führen dann häufig ins Leere. Schade um Ihre Zeit, und um die des Mitarbeiters.
Bieten Sie als Führungskraft nicht zu rasch Lösungen an. Meist ergeben sich interessante Ansätze, wenn Sie ihren Mitarbeiter stattdessen nach seinen Lösungsvorschlägen fragen. Das besitzt außerdem den Charme, dass Sie nur noch die Differenz zu ihrer bevorzugten Lösung verhandeln brauchen.
Gehen wir mal davon aus, Sie befinden sich in einer Gehaltsverhandlung, nur wissen Sie nicht, wie viel Ihr Mitarbeiter fordert. Bevor Sie jetzt von sich heraus, sagen wir mal, 2 Prozent bieten, hinterfragen Sie doch einfach mal, wie viel er sich denn eigentlich vorstellt. Er wird wahrscheinlich eine Summe nennen. Vielleicht liegt er sogar unter Ihrem Budget, wunderbar! Falls nicht, sollten Sie die Gründe für die verlangte Gehaltserhöhung erfragen.
Nehmen wir an, er möchte 3 Prozent Gehaltserhöhung. Dann brauchen Sie nur noch über die Differenz von 1 Prozent verhandeln, eine ganz andere Ausgangssituation, als wenn Sie ins Blaue hinein eine Lösung anbieten.
Nach dem Mitarbeitergespräch sollten Sie bitte den Rahmen wieder schließen, also mit Blickkontakt, einem Lächeln und Händeschütteln.
Ich kann nur empfehlen, die getroffenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten sowie dem Gesprächspartner ein Protokoll zu schicken. Vergessen Sie nicht, gegebenenfalls in weitere Schritte involvierte Personen ebenfalls in den Verteiler zu packen. Oder diese gesondert zu informieren.
In den meisten Fällen ist für Führungspersonen nach dem Mitarbeitergespräch alles erledigt und Nachbearbeitung findet keine statt. Auch sollten Sie Abgabefristen notieren, die Sie dem Mitarbeiter gesetzt haben. Ich habe es oft genug erlebt, dass zwar Ergebnisse eingefordert wurden, ob der Mitarbeiter diese tatsächlich erbrachte, hat anschließend niemand mehr überprüft.
Dieser Artikel bietet eine grobe Übersicht, wie Sie ein Mitarbeitergespräch zu einer tollen Gelegenheit nutzen können, Ihr Team gezielt zu entwickeln. Ich hoffe, ich konnte Ihnen entsprechende Impulse bieten.