Die Körpersprache der Augen

Die Körpersprache der Augen

Die Augen verraten, was Ihre Mitarbeiter wirklich denken

Unsere Augen sind wichtige Kommunikationskanäle von Gefühlen wie Wohlbefinden und Unbehagen, die wir bei anderen bereits von den ersten Lebenstagen an zu entschlüsseln in der Lage sind.

Doch auf welche Signale sollten wir achten und wie wichtig ist es, die Kontrolle über die Augen zu behalten, beispielsweise im Bewerbungsgespräch oder beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Traumpartner?

Die Augen verraten, wie wir uns fühlen

Babys können bereits den Gemütszustand ihrer Mutter erkennen, sobald sie ihre Augen erfassen. Sie erahnen, ob ihre Eltern glücklich, zufrieden oder gestresst sind. Das ist deswegen möglich, weil wir mit Blicken letztlich unsere Emotionen ausdrücken.
Die Augen dienen als Informationskanäle und dabei liefern sie uns überaus genaue Anhaltspunkte, wie ernst oder ehrlich die Absichten unseres Gegenübers sind. Der Mann, der gebeten wird, jemandem beim Umzug zu helfen und dabei die Augenlider einen Moment länger als üblich schließt, oder sich mit den Fingern an den Augen reibt, wenn er sagt: „Ja, ich helfe dir gerne!“ zeigt auf authentische Weise, was er in Wahrheit fühlt, obwohl er seine Unterstützung zusagt.
Für die Analyse der Körpersprache stellen die Augen einen wichtigen Indikator dar, ebenso für die Wirkung, die wir erzielen möchten. Charisma, sicheres Auftreten, Überzeugungskraft. All diese Eigenschaften finden ihren Ursprung in der Art und Weise, wie wir unsere Blicke einsetzen.

Verhaltensweisen, die unsere Augen verdecken, wie das vorhin beschriebene Absenken der Augenlider für einen längeren Zeitraum, das Abdecken der Augen mit den Fingern oder Händen, längere Verzögerungen beim Öffnen der Augen, sind so fest in unseren Paläo-Schaltungen verankert, dass diese Verhaltensmuster fast nicht willkürlich unterbunden werden können, wenn wir Stress oder anderen negativen Reizen ausgesetzt sind.
Das Verdecken der Augen ist jedoch nur eines der offensichtlichsten Dinge, das wir tun. Wenn wir beunruhigt sind, frustriert oder uns etwas emotional sehr beschäftigt, können unsere Augenlider auch zu flattern beginnen oder wir pressen sie fest aneinander. Außerdem deutet das unstete Bewegen der Augen nicht nur auf Konzentrationsschwäche hin, sondern kann ebenso ein Zeichen von Unsicherheit sein.

Vorsicht Zwinkern!

Forschungsergebnisse zeigten, dass wir bei Nervosität oder Besorgnis viel öfters die Augen schließen als in entspannten Zuständen („Augenzwinkern“). Dieses Phänomen wird oft mit Lügen in Verbindung gebracht. Das muss nicht unbedingt sein, jedoch handelt es sich hier um erhöhten Stress, dem die Person ausgesetzt ist. Auch Bill Clinton zwinkerte weit häufiger mit den Augen während seiner Aussage zum Fall Lewinsky. Über 92 Mal pro Minute, aber gleichzeitig befand er sich dabei unter hohem emotionalen Stress.
Bei der Interpretation der Augen gibt es viele Missverständnisse. Wenig oder kein Augenkontakt wird fälschlicherweise gerne als klassisches Zeichen von Täuschung wahrgenommen, vor allem während einer Befragung oder einem Interview. Dies wurde bislang wissenschaftlich festgestellt und ich wäre an dieser Stelle vorsichtig mit voreiligen Schlüssen. Im Gegenteil, Forscher wie Alder Vrij und andere stellten sogar fest, dass Lügner dazu neigen, weit häufiger Blickkontakt zu suchen. Vermutlich, weil sie eben wissen, dass wir an dieser Stelle festzustellen versuchen, ob sie die Wahrheit sagen oder nicht.

Kulturelle Phänomene

Augenkontakt ist in der Tat ein soziales / kulturelles Phänomen, das auf der ganzen Welt unterschiedlich praktiziert wird. In den meisten westlichen Kulturen gilt ein Blickkontakt von rund 1,68 Sekunden als gesellschaftlich akzeptabel. In anderen Kulturkreisen, vor allem in Lateinamerika werden längere Blickkontakte durchaus akzeptiert, solange sie nicht bedrohlich wirken. Auch suchen Frauen viel häufiger den Blickkontakt als Männer und das wird vom männlichen Geschlecht gerne mal falsch interpretiert.
Das Abwenden der Augen als Zeichen von Respekt Autoritäten gegenüber ist ebenfalls in vielen Kulturen verbreitet. Während also der Blick nach unten beispielsweise bei Lateinamerikanern oder Afro-Amerikaner ein Zeichen von Ehrerbietung darstellt, kann das gleiche Verhalten in anderen Kulturen das genaue Gegenteil verstanden werden, also Respektlosigkeit.

Der Blick in die Ferne kann ein Zeichen von Wohlbefinden darstellen, aber auch darauf hindeuten, dass wir uns gerade eine Erinnerung aus unserem Gedächtnis abrufen. Oder wir befinden uns mit unseren Gedanken bereits in der Zukunft.

Augenzugangshinweise

Auch bewegen wir unsere Augen nach links oder rechts, wenn wir uns an Ereignisse erinnern, Informationen verarbeiten oder etwas in Gedanken konstruieren, beispielsweise eine passende Antwort auf eine Frage. Diese sogenannten Augenzugangshinweise wurden durch die Techniken der Neuro-Linguistischen-Programmierung populär und werden seitdem wissenschaftlich heftig diskutiert. Meiner Erfahrung nach besitzen die Augenbewegungen nach links/rechts/oben/unten eine hohe Aussagekraft, sofern man bei seinem Gegenüber eine Basiskalibration durchführt, die sowieso immer gemacht werden sollte, um körpersprachliche Signale sicher zu analysieren. In meinen Kursen und Vorträgen gehe ich darauf ausführlich ein.

Für mich stellen die Augen eine wichtige Informationsquelle dar, wenn ich die Haltung und Absichten meines Gegenübers interpretiere. Um aussagekräftige Informationen zu erhalten, wende ich die von mir entwickelte 4-Zonen-Technik an.

Wie verhalten wir uns also richtig?

Grundsätzlich kann man sagen, die Augen lassen sich nur teilweise kontrollieren. Wir blinzeln einfach öfter, sobald wir nervös werden und unser Blick wandert ganz automatisch nach oben oder unten, nach links oder rechts, wenn unser Hirn zu rattern beginnt.
 
Im Rahmen von meinen Kursen oder Vorträgen zum Thema Karriere oder Smalltalk empfehle ich immer, auch mit den Augen zu „kommunizieren“. Erweitern Sie sie ruhig einmal für einen kurzen Moment und vergessen Sie nicht zu lächeln. All das führt zu einer aktiven Mimik und diese wird normalerweise als sympathisch empfunden. Sympathie ist der erste Schritt zum Erfolg, ganz gleich, welches Ziel Sie anstreben.
 
Da wir die Bewegungen unserer Augen sowieso nicht wirklich kontrollieren können, versuchen Sie besser, Ihre innere Einstellung im Griff zu bekommen.
Sollten Sie den Anflug von Nervosität verspüren, hinterfragen Sie am besten, woher das jetzt wohl kommt. Meist bekommen Sie ihre Nerven allein dadurch bereits in den Griff. Und damit auch ihre Augen.
 
Mit unseren Augen drücken wir unsere Emotionen aus und dieses Verhalten pflegen wir bereits seit Jahrmillionen. Deswegen können wir uns auch auf unsere Augen verlassen. Ob wir wollen oder nicht.

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